Der geplatzte Traum

Der geplatzte Traum vom Nachwuchs

Fröhlich fuhren wir Mitte Oktober zu unserem Deckrüden. Die Entscheidung war relativ schnell auf ihn gefallen,-hatte unsere Hündin doch schon von einem anderen Rüden des gleichen Zwingers wunderbare , prächtige Welpen bekommen.Warum sollte es diesmal anders sein?

Bella war total wild „auf Mann“! Nach Begrüßung, Schnuppern,Spielen ging es dann auch schon zur Sache. Das Hängen dauerte eine gute viertel Stunde, danach ruhten sich die Beiden aus, fraßen einen Leckerliknochen und die Menschen tranken noch einen Saft zusammen.Danach reisten wir wieder nach Hause.

Beim ersten Spaziergang am nächsten Morgen , fraß Bella gleich die gefangene Maus auf,-mit Haut und Haar. Sonst gab sie Mäuse immer her,-diesmal nicht. Das sollte so bleiben. Auch am nächste Tag fraß sie die gefangene Maus,–ab da sah ich zu , dass sie einfach keine Mäuse mehr fangen konnte.

Batja,-unsere zweite Hündin, schnupperte intensiv an ihrer Mutter, und fing bald an , sie zu „beschützen“.(So interpretierten wir ihr Verhalten) Immer sonst im zweiten Glied unterwegs, lief sie jetzt vorne,knurrte fremde Rüden an und hielt sie Bella vom Leib.

Bella selbst fraß ausgesprochen mäkelig, erbrach sich zu Beginn öfter,—schlief viel, wurde ,- trotz wenigem Fressen, etwas dicker, schwanger eben…. .

Und beide genossen es, noch mehr wie sonst gestreichelt und verwöhnt zu werden.

Als wir dann, 2 Wochen vor dem Wurftermin das ganze Wohnzimmer umbauten in ein Wurfzimmer, waren wir uns sicher , dass Welpen im Anmarsch waren. Bella war zwar nicht so dick wie beim letzten Mal, -aber es konnten ja auch nur 2-3 Welpen sein,-und die würden sich in so einer großen Hündin leicht verstecken. -Dachten wir.

Auf einen Ultraschall hatte ich bewußt verzichtet,-wollte ich doch die Schwangerschaft so natürlich und unbelastet wie irgend möglich ablaufen lassen.

Und die Bewegungen die wir spürten,-das mußten doch Welpen sein!

Nur, -Herztöne fand ich diesmal nicht. Oder war mir zumindest nicht sicher. Vielleicht war da ja doch was, so ganz in der Ferne… .

Die neu aufgebaute Kiste wurde auch sofort mit leuchtenden Augen in Besitz genommen. Bella drin, Batja davor.

Und so gingen die nächsten Tage dahin.

Wir begannen mit der Temperaturmessung,  alles normal.

Weihnachten nahte. Wir hatten auf Einladungen verzichtet,-war der Wurftermin doch kurz vor Weihnachten. Und mit neugeborenen Welpen empfängt man normalerweise keinen Besuch.

Der Termin kam,—immer noch keine Herztöne, keine deutlichen Bewegungen,—aber ein glücklicher Hund in seine Kiste. Und das Fell war schön wie nie zuvor.

Der Termin verstrich. Noch einen Tag wartete ich, dann wollte ich doch Sicherheit. Leider war durch die Feiertage der nächste Tierarzt im Urlaub. Ich hatte mich ja schon im Vorfeld erkundigt, wer Notdienst hat. Normalerweise gebären unsere Eurasier ja ohne Probleme,-nur für alle Fälle.

Die diensthabenden Ärzte waren alle weiter weg. Da erinnerte ich mich nachts an unseren alten Tierarzt, der unsere erste Eurasierhündin durch ihr ganzes Leben, und die zweite noch durch weite Strecken begleitet hatte.

Er war in einem anderen Landkreis, aber trotzdem noch näher wie die fremden Tierärzte. Und er hatte Dienst und wir bekamen am 65.Tag einen Temin für die Röntgenkontrolle.

Wir packten beide Hunde ins Auto,und machten uns auf den Weg. Für den Notfall,—ich mußte ja immer noch die Möglichkeit der Einfrüchtigkeit und des Kaiserschnitts einkalkulieren, stellte ich eine kleinen Korb mit Decken und Wärmflasche ins Auto.

Die beiden liefen wedelnd und begeistert in die Praxis,-noch hatte keine hier irgendeine Spritze bekommen oder sonst schlechte Erfahrungen gemacht.

Und die interessanten Gerüche im Wartezimer—erste Sahne.

Dann waren wir dran. Bella maschierte mit auf die Waage,-und ließ sich dann ohne viele Probleme

mit Unterstützung vom Praxisteam auf die Seite unter den Röntgenapparat legen.

Nur war ihr der Tisch einfach zu rutschig. Aber sie blieb liegen.Hatte wir das doch auch schon zuhause fürs Bürsten geübt.Ich mußte sie ½ Minute für die Aufnahme verlassen,-und dann konnte ich ihr gleich wieder beim „Abstieg“ von dem rutschigen Tisch helfen. Schnell zu Herrchen und Tochter ins Wartezimmer,–sooo toll war Tierarzt jetzt doch nicht.

Wir warteten ein paar Minuten . Dann wurden wir wieder rein gebeten:

„NUR LUFT UND LIEBE“

Aus und vorbei der Traum von Welpen. Für diesen Mal.

Aber auch Erleichterung, – denn bei einem Einzelkind hätte ich ja extreme Schwierigkeiten gehabt, das wegzugeben.

Zuhause angekommen fing Bella an in ihrem Korb zu scharren und zu graben. Sie war immer noch im „Kinderbekommmodus“.

Am nächsten Vormittag haben wir dann wieder alles zurückgebaut.

Und hatte einen total beleidigten, unglücklichen Hund!Sie hat an diesem Tag gar nichts gefressen.

Aber wir hatten wieder unser gemütliches Wohnzimmer,—und haben ihr versprochen, im Sommer die Kiste wieder aufzubauen. Und warum sollte es da dann nicht klappen???

Anmerkung:

Der Hormonstatus direkt nach der Läufigkeit unterscheidet sich bei einer gedeckten Hündin nicht von dem einer nicht gedeckten Hündin. Jede intakte Hündin ist, hormonell gesehen nach der Läufigkeit trächtig; dies beruht auf der Wirkung des Hormons Progesteron, welches sowohl bei gedeckten als auch bei nicht gedeckten Hündinnen ansteigt.

Berufsmäßige Züchter stellen sich von vorneherein auf die Möglichkeit des „Leerbleibens“nach einem Deckakt ein,—-die Natur hat da ihre eigenen Gesetzte. Es ist spannend, diese zu ergründen,aber letzte Sicherheit wird es trotzdem nicht geben.Neues Leben ist letztlich immer ein Wunder und im Allerletzten nicht planbar!

Auf diesem Hintergrund kann man auch die Situation im EKW (viele leergebliebene oder deckunwillige Hündinnen)im vergangenen Jahr erklären.(Wenn man denn nach einer Erklärung sucht)

Lassen wir uns nicht entmutigen und versuchen immer wieder aufs Neue unsere wunderbare Rasse weiter am Leben zu erhalten und zu entwickeln.

Annette Elisabeth Trick, Züchterin der Eurasier „von Schloß Wiesental“